Der Bearbeitungsperimeter befindet sich mitten im idyllischen Quartier Rotmonten oberhalb des Stadtzentrums von St. Gallen an der Südflanke des Rosenbergs. Der ruhige Ort, welcher nördlich durch das Schulhaus Gerhalde, südlich durch die Iddastrasse und westlich von einer dichten Waldzunge und dem Tanneichenbach geflankt wird, bietet die besten Voraussetzungen, um einen Dreifachkindergarten mit Tagesbetreuung zu realisieren. Eine Umgebung, in der die Kinder in einer natürlichen und coconartigen Landschaft viele schöne und wertvolle Entdeckungen machen können. Ein Ort, an dem Kinder noch Kinder sein können.
Der Neubau wird präzise und in einer ortsvertrauten Korngrösse am nordwestlichen Rand des Perimeters positioniert. Der gestalterische Umgang mit der Topografie, welche von einer leichten Hanglage mit alternierend gestaffelten Ebenen geprägt ist, zeichnet sich subtil in der Höhenentwicklung des Volumens nach. Zusammen mit dem bestehenden Primarschulhaus bildet das neue Volumen am Ende der Schubertstrasse einen klaren Abschluss – Dabei entsteht ein städtebaulicher Ruhepunkt, der dank seiner Kompaktheit gegen Osten eine grosszügige, bespielbare Grünfläche aufspannt.
Bei der Entwicklung des Körpers wird besonders auf den Baumbestand geachtet. Die 17 Meter hohe, identitätsstiftende Sommerlinde, die Hainbuche und der kleine Apfelbaum am Schubertweg werden mit dem Neubau zu einer natürlichen, atriumähnlichen Hofsituation gefasst. Im Erdgeschoss wird der Körper, der durch seinen Ausdruck wie ein schwebendes Möbel erscheint, partiell ausgefälzt und aufgelöst. Durch die Modellierung entstehen wertvolle, gedeckte Aussenräume und überraschende Blickbeziehungen in die Tiefe, welche die hohe Qualität der dahinterliegenden Landschaft erraten lassen. Durch die Ausrichtung der Fensterhauptfront gegen Nordwesten kann die natürlich generierte adiabatische Kühlung des Waldes im Hochsommer tief in die Raumstruktur eindringen und gespeichert werden.
Die Eingänge für die Kindergartengruppen und die Tagesbetreuung sind, um eine Entflechtung sicherzustellen, räumlich klar getrennt. Die drei Kindergartengruppen sind im Erdgeschoss um den Lindenhof angeordnet. Die Zugänge zu den Garderoben sind über den gedeckten Aussenbereich organisiert. Ab der Garderobe befinden sich die Kinder im „Eigenheim“. Verbindungstüren sowohl zum Gruppen- als auch zum Hauptraum ermöglichen eine optimale Durchwegung der Einheiten.
Die Tagesbetreuung befindet sich im Obergeschoss und kann über zwei eigene Zugänge erreicht werden. Der Haupteingang befindet sich direkt am westlichen Kopf des Neubaus und erschliesst eine grosszügige Treppenhalle mit Lift. Das vorgelagerte Foyer dient als Puffer- und Informationszone. Die Kinder können aus dem Foyer erschnuppern, was in der Küche vorbereitet wird, bevor sie die Garderoben aufsuchen. Der zweite gedeckte Eingang ist an der Veranda der Südfassade situiert. Dieser südliche Eingang hat über eine Aussentreppe eine direkte Verbindung von der Garderobe zur Spielfläche der Tagesbetreuung im Erdgeschoss und zum neu angelegten Kiesweg.
Die einzelnen Esszimmer, welche über eine Schrankschicht mit integrierten Zahnputzstellen bestückt sind, können dank einem Faltwandsystem zusammengeschaltet werden. Es entstehen somit auch grosszügige Räume, welche für grössere Anlässe, Ausstellungen und Apéros umgenutzt werden können. Die vorgeschlagene Struktur des Grundrisses ist somit flexibel genug um zukünftige Entwicklungen und räumliche Veränderungen aufnehmen zu können.
Die städtebauliche Lösung baut auf den vorgefundenen Grundstrukturen auf.
Der Haupteingang zum Neubau befindet sich am Schubertweg. Der Fahrrad- und der Kickboardunterstand sind gleich rechts neben dem Eingang positioniert. Mit dem Neubau, dem Baumbestand und der neuen Bepflanzung wird der Aussenraum in vier klare Spiel- und Bewegungszonen unterteilt. Auf der östlichen Wiese sind dies die drei Kindergarten-Pausenplätze und gegen Süden ist es der Aussenraum der Tagesbetreuung. Wobei dieser sich bis in den Lindenhof erweitern lässt. Gedeckte Bereiche aktivieren die Platzränder. Die vorhandene Sommerlinde wird mit Neupflanzungen ergänzt. Nach Süden hin entsteht ein offener Bezug zu den bestehenden Schrebergärten und dem alten Haus an der Iddastrasse 23. Östlich des Schulhauses entsteht ein vielschichtiger, naturnah gestalteter und vielseitig nutzbarer Spiel- und Pausenbereich. Vorhandene Spielgeräte werden wiederverwendet und ergänzt. An der Iddastrasse werden zwei neue PW-Parkplätze für die Mitarbeiter sinnvoll ergänzt. Die Anlieferung der Küche erfolgt über die Schubertstrasse. Eine befestigte, stufenlose Verbindung vom Wendeplatz am Kopf der Schubertstrasse über den Schubertweg zum Haupteingang des Hauses ermöglicht eine effiziente und kurze Anlieferungszeit. Mit gebührendem Abstand zum Haupteingang und neben dem Eingang zum Technikraum unauffällig platziert, wird an der Stützmauer der Nordfassade die Entsorgung positioniert.
Die Materialien sind zurückhaltend und kostenbewusst gewählt. Der Pausenplatz und die Fusswege sind chaussiert. Ausstattungen orientieren sich an der Bestellung. Die Bepflanzung wird aus dem Bestand und dem Gestaltungskonzept hergeleitet und besteht ausschliesslich aus heimischen Arten. Der ökologische Wert der Anlage wird dank grösserer Biodiversität angemessen vergrössert.
Gebäudetechnik
Bauphysik & Schallschutz: Das Gebäude weist dank seiner Hülle und angemessenem Fensteranteil ideale Voraussetzungen für einen guten sommerlichen Wärmeschutz auf. Ergänzt wird das Konzept mit Sonnenschutzsegeln sowie Verdunkelungsvorhängen. Die Anforderungen an die Luftdichtheit der Gebäudehülle und an den Feuchteschutz werden dank einfacher und klarer Konstruktion vollständig erfüllt. Die Anforderungen an die Raumakustik werden unter anderem mit Steineinlagen in den Hohlkastendecken und der profilierten Deckenuntersicht erfüllt. Die Trennwände sind entsprechend der jeweiligen Anforderungen mit Leichtbaukonstruktionen entkoppelt geplant.
Heizungs- und Kälteanlagen: Die Heizung bezieht die Energie von einer Erdsonden-Wärmepumpe. Die Regeneration des Erdreichs wird über einen Free-Cooling-Betrieb angestrebt. So kann der Fussboden in den heissen Sommerphasen zusätzlich als Kühlelement aktiviert werden. Die Wassererwärmung erfolgt über einen externen Plattenwärmetauscher, welcher direkt primärseitig an der Wärmepumpe angeschlossen wird. Die Heizgruppen nach dem Plattenwärmetauscher versorgen die Bodenheizung. Die gewonnene Energie aus der Photovoltaikanlage auf dem Dach unterstützt den Betrieb der Wärmepumpe und der Lüftungsanlage. Die zusätzlich gewonnene Energie wird für die Schwachstromanschlüsse genutzt.
Lüftung: Die Lüftungsanlagen dienen zur hygienischen Belüftung aller Tagesbetreuungs-, Kindergarten- und Büroräume und zum Abführen von Geruchslasten in Nasszellen und der Schulküche. Sämtliche Räume im Haus werden mechanisch be- und entlüftet. Zwei Lüftungsgeräte (Anlagen nach Nutzung unterteilt; eine für die Kindergärten, die Tagesbetreuung, das Büro und das Personalzimmer und eine Anlage für die Schulküche) bereiten die Luft, welche im Technikraum gefasst wird, mit Wärmerückgewinnung und Lufterhitzer auf die gewünschten Raumkonditionen auf. Die Luft wird bedarfsgerecht über Luftqualitätsfühler gesteuert und in die Räume ein- und abgeführt. Die Verteilung nach der Steigzone für die Klassen-, respektive Tagesbetreuung verläuft in der horizontalen Ebene kranzartig oberhalb der Schrankschicht. Die Gitterelemente aus Holz verdecken die Installationen und verbergen die Quellluftauslässe in den Räumen. Die Küche im Obergeschoss, die direkt an der Steigzone positioniert ist, wird über eine eigene Anlage versorgt. Die in den Räumen abgeführte Luft wird zurück im Lüftungsgerät filtriert, über die Wärmerückgewinnung abgekühlt und über Dach abgeführt.
Werkleitungen der Anlagen: Die bestehenden Anschlüsse verlaufen unmittelbar neben dem neuen Technikraum unterhalb des Schubertwegs.
Tragwerk
Das Gebäude mit einem Erdgeschoss und einem Obergeschoss wird in Holz-Elementbauweise realisiert. Das Tragwerk besteht aus rahmengestützten Hohlkastendecken, einem zentralen Treppenhaus- und Liftkern sowie einzelnen Wandscheiben. Die Kerne und die ausgewählten Wandscheiben dienen der Aussteifung des Gebäudes und zur Aufnahme von horizontalen Kräften. Das Erdgeschoss gründet flach mittels Bodenplatte im ausreichend tragfähigen Untergrund. Die Stützen im Bereich der auskragenden Decke über Erdgeschoss werden teilweise auf der Bodenplatte und teilweise auf Pfählen gegründet.
Die Kerne und die ausgewählten Wandscheiben dienen der Erdbebensicherung. Diese vertikalen Elemente sind durchgehend bis ins Obergeschoss vorhanden. Die Pfählung bildet zusammen mit der Bodenplatte den Einspannhorizont. Die Erdbebenkräfte können somit sicher in den Untergrund eingeleitet werden.
Aufgrund der durchwegs sehr geringen Durchlässigkeit bzw. Sickerleistung des Untergrunds sowie des Risikos von talseitigen unkontrollierten Wasseraustritten und Vernässungen wird gemäss Empfehlung im Gutachten eine oberirdische Versickerung über eine biologisch aktive Bodenschicht (Sickermulde) geplant.
Die extensiv begrünte Dachfläche wird zudem als Retention genutzt.